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Der Chor ohne Namen rockt die Gerbi (1. Konzert)

Mit viel Publikum hatten sie nicht gerechnet. Das erste Konzert des Projektchors Oberuzwil unter der Leitung von Yasmin Stadler wurde ein unerwarteter Erfolg.

 

Oberuzwil. Lampionschirme leuchten im grünen Licht der Scheinwerfer. Erste Klavierklänge fallen in die Stille. Sanft, beinahe schon ruhig folgen der Bass und das Schlagzeug, dann stimmen die Gitarre und die Bläser mit ein. Auf der Bühne wird dem Publikum bloss der schwarz gekleidete Rücken zugewandt. Die leichte Verwirrung der Zuhörer beruhigt sich ein wenig, als die Solistinnen zum Mikro greifen und mit sinnlicher Stimme Jason Mraz’ „Beautiful Mess“ intonieren. Kurz bevor das Lied sein Ende findet, wenden sich plötzlich die 13 Sänger und Sängerinnen um ­– das Gesicht beschienen von schwachem Kerzenschein – und fallen laut in das Stück ein: „Here we are“.


„Hier sind wir“. Die Botschaft des ersten Songs sollte zur Botschaft des ganzen Abends werden. Das erste Konzert des jungen Projektchors in Oberuzwil weckte so grosses Interesse, dass sich die Alte Gerbi bis auf den hintersten Platz füllte und sogar der Boden als Sitzgelegenheit missbraucht werden musste. Chorleiterin Yasmin Stadler ist in ihrer Ansprache sichtlich überwältigt, ihr fehlen beinahe die Worte. „Dabei gibt es uns noch gar nicht lange“, betont sie und erinnert an die intensive Probephase. Vor knapp einem halben Jahr fand sich der Chor in seiner jetzigen Grösse zusammen. Am Samstagabend standen sie unterstützt von einer sechsköpfigen ad hoc- Band bereits auf der Bühne. Doch diese wenige Zeit konnte man der Darbietung nicht ansehen. Schnell, lustig, sinnlich, verträumt, rockig; die Liederwahl erschreckte sich über ein weites Feld der Musikgeschichte und vermochte es gar vereinzelt, die Zuschauer von ihren Bänken zu reissen.


Yasmin Stadlers grösste Sorge galt dem Auswendiglernen der Texte. „Es hat aber gut funktioniert“, resümiert sie später und strahlt über beide Ohren. Auch für sie war es das erste Konzert, für deren musikalische Leitung sie zuständig war. Innerhalb des Chores packte jeder mit an, der ganze Anlass war gemeinsam organisiert worden. Bereits Stunden vor Konzertbeginn begannen die Vorbereitungen, ehe nochmals alles geprobt werden konnte. Yasmin Stadler wünscht sich: „Ich hoffe, alle hatten Spass auf der Bühne und behalten jetzt ihre Motivation.“ Diese Motivation brauchen die Sängerinnen und Sänger  wohl noch, denn in Yasmin Stadlers Kopf bilden sich bereits die Ideen für ein weiteres Konzert. „Das soll aber etwas anders werden“, verrät sie schmunzelnd. „Mehr chorbezogen, weniger unter Zeitdruck.“


Die Stunden vergehen, das Konzert ist längst vorbei und die letzten Gäste sind gegangen. Auf den Tischen werden Zettel ausgebreitet, die Chormitglieder sitzen darum herum und lesen sich gegenseitig die Namensvorschläge für ihren Chor vor, die anhand eines Wettbewerbs ermittelt wurden. Noch können sie sich nicht entscheiden, ganz schön viele Vorschläge sind eingegangen. Als Preis winkt dem Sieger ein Konzert bei sich zu Hause. Doch beinahe mehr als einen Namen brauchen sie weitere Unterstützung durch Sängerinnen und Sänger. Geprobt wird jeden Montagabend, 20 Uhr, in der katholischen Kirche in Oberuzwil. Interessierte sind herzlich eingeladen, unangemeldet vorbeizuschauen. Ob wohl irgendwann ein zahlenmässig imposanter Chor singen wird: „Hier sind wir“?

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